Es gab viele viele kleine Seiten von privaten Seitencodern. Mal bestand sie aus einer einzigen Seite, wo jemand sich vorstellte, mal aus einer großen wunderschönen Abhandlung zu einem interessanten Thema. Ab und an konnte das Thema auch nur mit viel gutem Willen erahnt werden. Sicher gab es viele halbfertige Seiten, die Ärmsten, oder Seiten die recht lieblos wirkten. Oft sah man ein "Hier entsteht eine neue Seite", die aber nie von ihrem Seitencoder eingestellt wurde. Und dann gab es noch die Seiten, die wohl beim Aufgerufen werden "innerlich rot vor Scharm anliefen", weil ihre Gestaltung, sagen wir mal, so besonders aussah. Letztendlich ergab das eine wundervolle abwechslungsreiche bunte Internetwelt, auch wenn sie noch nicht so durchgestylt war wie heute.
Diese Seiten fand man damals einfach über die Suchmaschinen. Diese setzten noch keine vier bis fünf bezahlten "Anzeigen" vor das gewünschte Suchergebnis. Auch hatten kommerzielle Seiten noch nicht die nächsten 20 bis 30 Plätze danach erobert. Damals hatte so eine private Seite noch gute Chancen bei den Suchmaschinen auf Platz 1 zu landen, wenn sie gut war. Zur nächsten Seite ging es meist über die vorhandenen Freundschaftsbanner der Seite und so immer weiter. Somit kam man auch schnell zu Informationen über ein gesuchtes Thema. Denn Wikipedia war noch nicht erfunden.
Die bunte Internetwelt von damals war vor allem entspannter. Erstellt wurden die meisten privaten Seiten um der großen weiten Welt etwas sagen zu wollen. Wobei sehen und gesehen werden, schon damals bei vielen einen sehr wichtigen Aspekt darstellte. Aber Geld konnte man mit so einer Seite nicht verdienen. Die Werbung im Internet steckte noch in den Kinderschuhen, personalisierte Werbung noch in den Babyschüchen. Sie zeigte sich gegenüber heutigen Verhältnissen sehr klein und dezent, vor allem überhaupt nicht störend. Sie diente nur zur Finanzierung der Aufwendungen der jeweiligen Anbieter.
Sonstige Regeln für eine private Seite gab es kaum. Natürlich musste der Seitencoder die normalen Anstands- und Umgangsregeln des Alltages einhalten. Ebenso konnte es Ärger geben, wenn man ungefragt Bilder von anderen nutzte oder Personen auf Bildern zu erkennen waren, die einer Veröffentlichung vorher nicht zu gestimmt hatten. Aber solche Dinge versuchte man damals mit einem Brief oder einer E-Mail zu lösen ohne gleich mit einer kostenpflichtigen Abmahnung zu drohen. Cookie-Warnungen gab es eben so wenig. So eine private Seite verteilte schließlich keine "kleinen Kekse", vor allem keine "Funk-Kekse, die nach Hause telenierten". Das große Geld mit gesammelten Daten wie mit Werbung war einfach noch nicht zu verdienen.
Das größere Problem seiner Zeit war das Kopieren von Gestaltungen und Inhalten. Sicher wenn der Seitencoder bestimmte Gestaltungen selber nicht erreichen konnte, schaute er sich auf anderen Seiten um, wie es dort gelöst war. Es gab auch schon Anleitungen zur Webseitengestaltung. Nachmachen in diesem Fall sogar erwünscht. Einige "Seitencoder" kopierten aber ungefragt große Teile von fremden Seiten einfach in ihre eigene Seite hinein. Richtig ärgerlich wurde es, wenn der eigene Seitencoder viel Zeit in die Gestaltung der Seite investiert hatte und andere dies Eins zu Eins übernahmen, unterbrochen nur durch Dinge, die sie auf anderen Seiten fanden und kopierten. Das waren dann keine Seitencoder mehr, sondern "Seitenkopierer". Ab und an nahmen Sie beim Kopieren nicht nur die Gestaltung, sondern auch den Inhalt gleich mit.
Es ist einfach nur schade, dass von diesen schönen Seiten und den immensen Aufwand ihrer Seitencoder so wenig übriggeblieben ist.